Veröffentlichen unter Aufsicht. Vigilante Akteure des deutschsprachigen Literaturmarkts 1819–1848
Workshop des SFB-Teilprojekts A09 des SFB "Vigilanzkulturen" in Kooperation mit dem Zentrum für Buchwissenschaft München
09.01.2025 – 10.01.2025
Beschreibung
Verlage waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ‚Architekten‘ der öffentlichen
Sphäre. Durch die Verbreitung von Druckerzeugnissen trieben sie die Herausbildung einer
vielfältigen Lesekultur voran und beteiligten sich damit maßgeblich an der öffentlichen
Meinungsbildung. In dieser Funktion konnten sie die Interessen der spätabsolutistischen
Herrschaftsinstanzen, systemkritisches Gedankengut durch einen institutionalisierten
Zensurapparat zu kontrollieren, sowohl unterminieren als auch stabilisieren. Das Taktieren
unter den Bedingungen der restriktiven Literaturpolitik der Zeit forderte von Verlegern und
ihren Redaktionen ein hohes Maß an Wachsamkeit. Sie rechneten mit dem prüfenden Blick
der Zensurbehörden, observierten aber auch ihrerseits das Aufmerksamkeitsverhalten
staatlicher Kontrollinstanzen. Beobachtet wurde ihre Arbeit allerdings auch von anderen
wachsamen Akteuren des Literaturmarkts, etwa von konkurrierenden Verlagshäusern, von
Buchhändlern, von Autoren und einem in verschiedene Gruppen diversifizierten Publikum.
Vice versa behielten Verleger die vigilanten Beobachtungsformen der am literarischen
Produktions-, Distributions- und Rezeptionsprozess Beteiligten wachsam im Blick. Im
Kontext der restriktiven Literaturpolitik der Jahre 1819–1848 wähnten sich die Akteure des
deutschsprachigen Literaturmarkts folglich in potenzierter Weise ‚unter Aufsicht‘.
An dieser Beobachtung setzt der vom SFB-Teilprojekt A09 gemeinsam mit dem Zentrum für
Buchwissenschaft organisierte Workshop an und widmet sich den Praktiken und Effekten
wachsamer Verlagsarbeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein besonderes
Augenmerk soll dabei auf die Akteure und Akteursgruppen des einflussreichen Cotta-Verlags
gelegt werden, die sich im Kontext kollaborativer Settings am Publikations- und
Distributionsprozess literarischer Erzeugnisse mit vigilanten Rezeptionsformen beteiligten.
Termin
Freitag, 10. Januar 2025, 10–16 Uhr
Ort
IBZ München
Amalienstraße 38
80799 München