Institut für Deutsche Philologie
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Ausführliche Informationen zum Fachteil Neuere deutsche Literatur

Im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft unterrichten an der LMU derzeit rund 20 Professorinnen und ca. 40 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Lehrbeauftragte. Die Größe des Instituts ermöglicht ein breitgefächertes Angebot von Lehrveranstaltungen, das neben den Kernbereichen des Fachs, der Geschichte der deutschsprachigen Literatur von der frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) bis zur Gegenwart, Literaturtheorien und Methoden der Textinterpretation, auch Angebote beispielsweise in Kultur- und Medienwissenschaften sowie in Gender Studies umfasst.
Die folgenden Anmerkungen sollen Ihnen helfen, sich für oder gegen ein Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft an der LMU zu entscheiden. Für ausführlichere Informationen und Gespräche stehen Ihnen - auch vor Studienbeginn - unsere Studienberatung und die Sprechstunden der Lehrkräfte offen. Bitte vereinbaren Sie bei Bedarf oder Interesse Termine über die entsprechenden Websites.

Voraussetzungen des Studiums

Die wichtigsten Voraussetzungen des Studiums sind Interesse an der Literatur, die Bereitschaft zur intellektuellen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und Theorie sowie die Lust am Lesen und am eigenständigen Denken und Schreiben. Für Muttersprachler gehören zu den Voraussetzungen des erfolgreichen Studiums auch die selbstverständliche Vertrautheit mit der deutschen Sprache und ihre fehlerlose Beherrschung in Wort und Schrift (von Nicht-Muttersprachlern wird die Bereitschaft erwartet, sich ggf. noch fehlende Sprachkompetenz in gezieltem Eigenstudium anzueignen). Für Literaturwissenschaftler ist die differenzierte eigene Lese- und Ausdrucksfähigkeit in der jeweiligen Literatursprache unabdingbares Medium der Erkenntnis. Ohne Lust zur Arbeit an und mit der Sprache sind Sie mit einem literaturwissenschaftlichen Studium schlecht beraten.

Allgemeines zum Fach

Die Einteilung der Literaturwissenschaft in Nationalphilologien (Germanistik, Anglistik, Romanistik etc.) und, innerhalb dieser, in „ältere" und „neuere" Abteilungen, geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Sie erfolgte entlang von Sprachgrenzen: einerseits zwischen Nationalsprachen, andererseits zwischen Sprachstufen, wie in der Germanistik beispielsweise zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen. „Neuere deutsche Literatur" meint in diesem Sinne die auf Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch geschriebene Literatur seit dem 16. Jahrhundert. Insofern diese Sprachgrenzen zugleich Kultur- und (nationale) Identitätsgrenzen abbilden sollten, sind die an sie gebundenen Einteilungen der Studienfächer heute nicht mehr zeitgemäß. Nach wie vor sind Literaturen jedoch an bestimmte Sprachen und deren Geschichte(n) gebunden, die sich nicht ohne weiteres ineinander übersetzen lassen. So stehen in der heutigen Welt regionale literatursprachliche Traditionen und globale Entwicklungen der Medienlandschaft, aber auch des Literaturmarkts in einem gewissen Spannungsverhältnis. Das Fach Neuere deutsche Literatur an der LMU trägt diesem Sachverhalt Rechnung, indem es historische Orientierung mit methodischer Öffnung verbindet. Es steht in der Forschung, aber teilweise auch in der Lehre, im regen Austausch mit anderen Fächern, insbesondere mit den anderen Philologien. Das heißt, dass zwar der Gegenstandsbereich des Fachs im engeren Sinn auf die deutschsprachige Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart beschränkt ist, dass die
Fragestellungen, unter denen die Texte erschlossen werden, jedoch einem weiteren, nicht nationalphilologisch oder sprachgeschichtlich gebundenen Horizont verpflichtet sind. Nicht nur die Literatur selbst, sondern auch Literaturtheorien und Methoden der Textinterpretation werden heute weltweit kommuniziert und diskutiert. Dabei erscheint (fiktionale) Literatur einerseits als anthropologische Konstante (Schriftkulturen ohne Literatur im starken Sinn des Wortes gibt es nicht), andererseits treten zunehmend auch die kulturgeschichtlichen, medialen, institutionellen und rechtlichen Bedingungen von moderner Literatur (neben der Schriftlichkeit etwa der Buchdruck, das Urheberrecht und die Kunstfreiheit) in den Blick.
Da Literatur sich nur im Rahmen ihrer vielfältigen Kontexte erschließt, haben LiteraturwissenschaftlerInnen zumindest ansatzweise auch alle Gegenstandsbereiche in den Blick zu fassen, mit denen literarische Texte in Beziehung stehen oder von denen sie sprechen. Daraus ergibt sich das interdisziplinäre, intermediale und interkulturelle Profil des Fachs. Von besonderer Bedeutung ist der Zusammenhang der Literatur mit historischen, sozialen und politischen Entwicklungen sowie mit der Kulturgeschichte im weitesten Sinn: Dazu gehören die intertextuellen Bezüge zwischen der deutschsprachigen Literatur und anderssprachigen Literaturen ebenso wie die Wechselwirkungen zwischen Literatur und anderen Künsten und Medien (Bildende Kunst, Musik, Film) sowie die Auseinandersetzung der Literatur mit philosophischen, theologischen und wissenschaftlichen Diskursen.

Empfehlung: Leseliste Neuere deutsche Literaturwissenschaft (PDF)

Zum Studium

In den literaturgeschichtlichen Anteilen des Studiums geht es im Kern darum, auf der Basis von Textlektüren und -analysen einen Überblick über Epochen zu gewinnen und AutorInnen und Gattungen, literarische Formen und Verfahren, Themen und Motive in ihren historischen Kontexten zu erschließen. Das setzt die Bereitschaft voraus, sich die Geschichte der deutschsprachigen Literatur auch über die Schwerpunktbildung in den Lehrveranstaltungen hinaus in eigener Lektüre anzueignen. Da literarische Texte in Traditionen stehen, die sie zitieren oder kritisieren, umschreiben, parodieren oder konterkarieren, ist die möglichst umfassende Kenntnis der Literaturgeschichte die Basis auch für die angemessene literaturwissenschaftliche Erschließung einzelner literarischer Texte. Ein Kanon der neueren deutschsprachigen Literatur steht als Leitfaden zur Verfügung.
In Literaturtheorien stehen grundsätzliche Fragen zur Diskussion: Was ist Literatur und wie hat sich ihre Bestimmung historisch gewandelt? Welche kulturellen und gesellschaftlichen Funktionen kamen und kommen ihr zu? Was definiert eine literarische Gattung? Welche Probleme stellen sich der Bestimmung literarischer Epochen? Welches Verhältnis besteht zwischen poetischer Sprache und Alltagssprache, zwischen poetischer Sprache und philosophischen, theologischen und wissenschaftlichen Sprechweisen? Auf Fragen dieser Art haben Schriftsteller, Philosophen, Kritiker und Literaturwissenschaftler zu verschiedenen Zeiten verschiedene Antworten gegeben. Die literaturtheoretischen Anteile des Studiums machen mit diesen Antworten bekannt. Sie setzen die Bereitschaft voraus, sich mit theoretischen Konzepten auseinanderzusetzen und sich darüber hinaus auch ein eigenes Urteil zu bilden. Im Bereich der Literaturtheorien steht die Literaturwissenschaft in engem Kontakt mit der philosophischen Ästhetik, der Sozial- und Wissensgeschichte und der Medientheorie.

Methoden der Textinterpretation bauen auf Literaturtheorien auf. Die Auffassung dessen, was ein Text, was Sprache, was Literatur überhaupt oder in der modernen Gesellschaft sei, bestimmt den konkreten Zugang zum einzelnen Text. Insofern haben ,Methoden' in der Literaturwissenschaft einen anderen Status als in den Naturwissenschaften: Sie sind nicht so sehr technische Regeln, die einfach ,angewendet' werden können, als vielmehr selbst in einer ideengeschichtlichen Tradition verankert, die in und mit ihnen zur Diskussion steht. In jedem literaturwissenschaftlichen Studium geht es auch darum, sich vor dem Hintergrund des vermittelten Fachwissens einen eigenen Zugang zu den Texten der Tradition zu erarbeiten.

Ziele des Studiums und Qualifikationen

Ziel des Studiums ist die Aneignung einer gründlichen literaturgeschichtlichen Wissensbasis und die Ausbildung der Fähigkeit zum selbständigen literaturwissenschaftlichen Denken und Schreiben. Darüber hinaus vermittelt das Studium philologische, textanalytische und interpretative Kompetenzen, historisches, kulturelles und mediales Hintergrundwissen sowie die Fähigkeit zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung. Das alles übergreifend, fördert es den Erwerb von Schlüsselqualifikationen wie analytischem Denken und selbständigem Urteilen. Mit Blick auf diese Qualifikationen versteht sich die Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU nicht nur als Verwalterin eines kulturellen Erbes, sie stellt vielmehr auch das Instrumentarium zum Verständnis aktueller Entwicklungen in der Kultur- und Medienlandschaft bereit.
An der LMU ausgebildete LiteraturwissenschaftlerInnen sind daher auf dem heutigen Arbeitsmarkt in sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern gefragt. Neben den klassischen Bereichen der Literatur- und Kulturvermittlung an Schule und Hochschule, in Verlagen, Medien/PR/Werbung und Kulturinstituten wie etwa Goethe-Instituten und Literaturhäusern gewinnen die Bereiche des Personalwesens, des Projektmanagements, der (Unternehmens-)Beratung, des Marketings und des öffentlichen Dienstes, aber auch freiberufliche Tätigkeiten zunehmend an Bedeutung.