Institut für Deutsche Philologie
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Elias Canetti und die Briten im europäischen Kontext: Rezeption, Exil, Aneignung

Forschungsprojekt:
Elias Canetti und die Briten im europäischen Kontext: Rezeption, Exil, Aneignung

Elias Canetti (1905–1994), der 1981 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist der einflussreichste deutschsprachige Schriftsteller im Exil, der sich nach seiner Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung im Vereinigten Königreich niederließ. Seine anhaltende intellektuelle Größe erstreckt sich über ganz Europa, was durch die verspäteten Übersetzungen von Masse und Macht nach dem Sturz der Diktaturen in Spanien und Portugal in den 1970er Jahren sowie in Osteuropa und Mitteleuropa nach 1989/91 erklärt werden kann. Canetti hat im Vereinigten Königreich jedoch nicht die gleiche Anerkennung erfahren wie andere prominente Künstler und Intellektuelle im Exil, wie etwa Ernst Gombrich (Kunstgeschichte), Nikolaus Pevsner (Architekturgeschichte), Hersch Lauterpacht (Recht) oder Karl Popper (Philosophie), die alle unter anderem in den Adelsstand erhoben wurden. Daniel Snowmans oberflächliche Behandlung Canettis in seinem Klassiker The Hitler Émigrés (2002) ist bezeichnend für eine weitreichende Vernachlässigung, die nur teilweise durch Canettis anhaltende Treue zur deutschen Sprache erklärt wird.

Das Forschungsprojekt untersucht unter Nutzung neu zugänglicher Archivmaterialien aus Canettis Nachlass in der Zentralbibliothek Zürich und dem Iris-Murdoch-Archiv an der Kingston University zum ersten Mal Canettis kreative Netzwerke während seiner Zeit in Großbritannien von 1939 bis ca. 1970 und darüber hinaus. Das Projekt beleuchtet seine Präsenz in der literarischen Kultur, sowohl durch sein Werk als auch persönlich, und erforscht den Einfluss Großbritanniens und der Briten auf sein Denken und Schreiben. Durch eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen und wissenschaftlichen Ergebnissen zielt das Projekt darauf ab, Canetti als einen Schriftsteller im Exil zu untersuchen und dabei seine kulturellen und sprachlichen Zugehörigkeiten als zentraleuropäischer Intellektueller jüdischer Abstammung, deutscher Muttersprachler und akklimatisierter Londoner zu beleuchten. Dadurch soll Canetti einem akademischen und breiteren Publikum sowohl in den deutschsprachigen Ländern als auch in der angelsächsischen Welt bekannt gemacht werden.

Die Ergebnisse sollen durch wissenschaftliche Veröffentlichungen, eine Konferenz und öffentliche Ausstellungen verbreitet werden, in Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen. Das Projekt zielt darauf ab, das Verständnis von Canettis Exilerfahrung und der breiteren europäischen Identität im Großbritannien des 20. Jahrhunderts zu vertiefen.

Herausgeberteam:
Prof. Dr. Sven Hanuschek (LMU München)
Prof. Dr. Julian Preece (University of Swansea)
Dr. Jack Arscott (LMU München, University of Swansea)

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Jack Arscott (LMU München)
Schellingstr. 3 RG 418
80799 München
Raum: RG 418
J.Arscott@lmu.de

Hilfskräfte (LMU):
Magdalini Makres (LMU München, University of Swansea)
m.makres@campus.lmu.de

Kontakt:
Prof. Dr. Sven Hanuschek
Ludwig-Maximilians-Universität München
Department I - Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache
Deutsche Philologie
Schellingstraße 3 RG
Raum 425
D-80799 München
sven.hanuschek@lmu.de

Prof. Dr. Julian Preece
j.e.preece@swansea.ac.uk
Office - 123
First Floor
Keir Hardie Building
Singleton Campus